Kein anderes Datum eignet sich wohl besser für eine historische Exkursion als der 9. November; der Tag, an dem die Novemberrevolution 1918 das Ende des Ersten Weltkriegs und der Monarchie einläutete, an dem Hitler 1923 erfolglos in München putschte, an dem 1938 in Deutschland die Synagogen brannten und an dem 1989 der Fall der Berliner Mauer den Zusammenbruch der DDR besiegelte. Man kann also mit Fug und Recht von einem deutschen Schicksalstag sprechen.
Der vierstündige Geschichtskurs der Klassenstufe 13 nutzte das historische Datum, um sich in Saarbrücken auf die Spuren des Nationalsozialismus zu begeben. Begleitet von Jörg Jacoby von der Stiftung Demokratie Saarland, führte die Exkursion die SchülerInnen zunächst ans Staatstheater, das dem einstigen Saargebiet von Hitler als „Grenzlandtheater“ geschenkt wurde.
In der Mainzer Straße führte der Dozent seiner durchweg interessierten und aufmerksamen Zuhörerschaft vor Augen, dass die heutige Polizeiwache einst ein Gebäude der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) war, in welchem politische Häftlinge gequält und ermordet wurden. Am Grab unseres Schulpatrons Willi Graf gedachten die Schüler jener Menschen, die es wagten, aktiven Widerstand gegen das NS-Regime zu leisten und dafür ihr Leben ließen sowie der osteuropäischen Zwangsarbeiter, welche auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte fanden.
Am Beethovenplatz rief Jacoby die Erinnerung an die jüdischen Familien wach, welche von hier aus deportiert wurden. Unterstützt wurde der Vortrag von Kurzfilmen mit Zeitzeugenbefragungen. Beklemmung befiel die kleine Gruppe, als sie die Gestapozelle im Keller des Saarbrücker Schlosses betrat. Der Raum war für 15 Personen schon zu klein; kaum vorstellbar, dass hier bis zu 20 Menschen über Wochen eingepfercht waren. Trauriger Höhepunkt der Fahrt, war der Besuch der Gedenkstätte Neue Bremm; dem Ort, an dem vor 75 Jahren ein Gestapolager errichtet wurde.
Die Schüler zeigten sich beeindruckt, angesichts der erschütternden Ereignisse, die sich „vor ihrer Haustüre“ abgespielt hatten. So bleibt ihnen der 9. November 2016 als ein historisch denkwürdiger Tag in Erinnerung, welcher hoffentlich nicht durch die Wahl Donald Trumps zum 45. US-Präsidenten auch zum internationalen Schicksalstag wird…
Alexander Greß