“Die sind ja ganz normal, und nicht wie unsere Regierung sie die ganze Zeit in den Medien darstellt”, war eine der wichtigsten Erfahrungen, welche die ukrainischen und polnischen Jugendlichen von der Europawoche in Spohns Haus mit nach Hause nahmen. Drei Gruppen junger Menschen lernten sich während der Europawoche in Gersheim kennen und schätzen. Dabei hatten die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums in Kiew den weitesten Anreiseweg zurückgelegt, um die Europawoche im Saarland zu feiern. Die längste Anreise hatten die Schülerinnen und Schüler der Partnerschule des BBZ St Ingbert, die nachts um ein Uhr von Nienadowa in den Ostkarpaten abfuhren, um am nächsten Tag um siebzehn Uhr in Gersheim zu sein. Viele von ihnen sind bei diesem Treffen zum ersten Mal einem Geflüchteten begegnet, bisher kannten sie diese nur aus den Medien. Aber auch für die deutschen Jugendlichen der Technischen Gewerbeschule am BBZ St Ingbert waren es fünf Tage voller spannender Erlebnisse und neuer Erfahrungen. Diente der Montag zunächst einmal dem Kennenlernen mit gruppendynamischen Spielen und am Nachmittag dem Austausch über “Vor”-Urteile und Wissen über die drei Länder und deren Menschen, stand am Dienstag die Ökologie im Vordergrund. In trinationalen Gruppen von ukrainischen, polnischen und deutschen Schülern ermittelten die Jugendlichen das Gewicht der ökologischen Rucksäcke von Jeans, Handys, Schmuck und unterschiedlicher Lebensmittel. Bei einer Erlebniswanderung durch den Blieskasteler Wald wurden die theoretischen Berechnungen sinnlich an unterschiedlichen Stationen erfahren, so konnte man den Unterschied des Gewichts der Mengen des CO2 erfahren, das bei der Fortbewegung mit einem Auto oder mit dem Fahrrad anfällt. Auch die Menge des virtuellen Wassers, das bei der Herstellung einer Jeans anfällt, konnte dort augenscheinlich gemacht werden. Ein Höhepunkt war die Fahrt nach Szy Chazelles zu dem Haus von Robert Schuman, wo er nach Angaben des dortigen Guide den Entwurf für den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, dem Vorläufer der EU, verfasste. Die Bescheidenheit des Ambiente wurde von vielen Schülern als starker Kontrast zu der Bedeutung dieses Vaters des modernen Europas empfunden. Ein Besuch in Metz mit einer Führung durch die Kathedrale rundete das Programm ab. Dass Sprache kein unüberwindliches Hindernis für junge Menschen darstellt, wurde nicht zuletzt durch die Tränen deutlich, die beim Abschied in St. Ingbert flossen. Zwar ist Kiew nicht aus der Welt, doch eine Fernbeziehung wird Philipp und Maja vor große Herausforderungen stellen.
(Joachim Frenzel-Paal, 31.5.2017)