Als der Deutsch-Französische Berufsschulzweig Automobil vor drei Jahren als Teil der Frankreichstrategie von der damaligen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer ins Leben gerufen wurde, sei man ins kalte Wasser gesprungen. So zumindest beschrieb es der Bildungsminister am vergangenen Freitag bei der Zertifikatsübergabe des ersten Abschlussjahrganges. „Ich erfuhr es spontan und musste es schnell Frau Falk (Schulleiterin BBZ, die Red.) beibringen“, sagte Ulrich Commerçon. Als sie mit den französischen Partnern in die formalen Verhandlungen gingen, haben sie gesagt: „Wir müssen das hinkriegen.“

Auch Jean Pascal Paillette, der Schulleiter der französischen Partnerschule, erinnerte sich an diese Zeit: „Aus dem Nichts wurde uns die Aufgabe gestellt, diese Zusammenarbeit zu gestalten. Nach den Politikern mussten nun auch die kleinen Hände der Erziehung in Aktion treten.“ Und sie haben es länderübergreifend gemeinsam gestemmt, das Berufsbildungszentrum in St. Ingbert und das Lyceum im französischen Marly. Doch, wie BBZ-Schulleiterin Mechthild Falk betonte, wäre es nie ohne die Bereitschaft der Torpedo-Garage in Saarbrücken gegangen, die sich dieser grenzübergreifenden Initiative verschrieb und Praktikumsplätze anbot. Man sei „Versuchskaninchen“ gewesen und habe bürokratische Hürden überwinden müssen, aber „wir haben in den letzten Jahren echte Pionierarbeit vollbracht“, blickte Commerçon auf die Anfänge zurück.

Unter anderem die guten Erfahrungen der 19 Absolventen und der Lehrer der beiden Schulen hätten überzeugt, den Austausch auszuweiten und noch mehr in die Fläche zu bringen. „Die jungen Leute sollen so erfahren, dass Europa eine riesige Chance ist“, wünschte er sich. Allerdings müsse man noch daran arbeiten, ein staatlich anerkanntes Zertifikat auszugeben, damit es auch etwas gebe, was der Absolvent seinem künftigen Arbeitgeber zeigen und mit dem er ihn von seinen Qualitäten als Bewerber überzeugen könne.

Auch Landrat Theophil Gallo gratulierte den Schulen zur geleisteten Arbeit und den acht deutschen und elf französischen Absolventen zu ihren guten Abschlüssen. Wie er sagte, werde das Thema „Partnerschaft mit Blick auf den europäischen Gedanken jetzt auch auf Kreisebene mehr in den Fokus gerückt“. Der Deutsch-Französische Berufsschulzweig Automobil sei dabei ein wichtiger Meilenstein, weil Partnerschaft mit Frankreich gelebt werde. Wie dies im Einzelnen aussah, darüber berichteten die Schüler und BBZ-Lehrer Wolfgang Fuchs. Denn es wurde nicht nur im jeweils anderen Land in Autohäusern in die Automobilbranche „geschnuppert“, sondern die Schüler lernten sich kennen, verbrachten eine Woche gemeinsam in Deutschland, schauten sich eine Automobilproduktion beziehungsweise -museum an, machten Tandem-Sprachunterricht und einiges mehr. Es habe schon etwas gedauert, bis sich Franzosen und Deutsche annäherten, war von allen Beteiligten zu hören.

„Die Umsetzung ist sportlich und nicht immer ganz einfach. So etwas braucht Zeit“, weiß Mechthild Falk und freute sich, dass die Schüler durchgehalten haben. „Ich glaube, es war richtig, dass wir es damals angepackt haben“, ist Commerçon überzeugt. Und sie machen weiter, allen Anfangsschwierigkeiten und kulturellen Unterschieden zum Trotz. Weil es sich lohnt und am Ende für alle eine wertvolle Erfahrung sei, wie Falk versicherte: „Das Projekt endet nicht hier. Wir haben noch Schüler in der Grund- und Mittelstufe und auch danach geht es weiter.“ Doch dafür braucht es neben Unterstützern in der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer und des Deutsch-Französischen Sekretariats vor allem Firmen, die sich dieses binationalen Ausbildungsganges annehmen und Praktikumsplätze zur Verfügung stellen. Die Rückmeldung aus den Betrieben jedenfalls, in die es für die Schüler im 3. Ausbildungsjahr für drei Wochen ging, seien hervorragend gewesen, so Falk.

 

Quelle: Saarbrücker Zeitung

Foto: Cornelia Jung