Vom 3. bis 8. März 2025 begaben sich die Schülerinnen und Schüler der Klassen S-F12a, S-F12b und W-F12a des BBZ St. Ingbert auf eine durch das DPJW (deutsch-polnisches Jugendwerk) und die Sanddorfstiftung geförderte außergewöhnliche Bildungsreise: Im Rahmen eines Schüleraustauschs mit der Aleksander-Fredro-Schule in Nienadowa tauchten sie tief in eine andere Kultur ein, erlebten eindringliche Momente der Erinnerungskultur und knüpften wertvolle interkulturelle Verbindungen. Diese Reise war weit mehr als ein klassischer Austausch – sie war eine prägende Erfahrung, die Erkenntnisse vermittelte, Perspektiven veränderte und nachhaltig nachwirken wird.

Tag 1: Krakau – Impressionen einer geschichtsträchtigen Stadt

In den frühen Morgenstunden begann die Reise voller Vorfreude und Neugier. Noch etwas verschlafen, doch gespannt auf das Kommende, versammelte sich die Gruppe am Saarbrücker Hauptbahnhof, von wo aus der Zug sie zum Frankfurter Flughafen mit dem Reiseziel Polen brachte. Für einige war es die erste Flugreise – ein aufregendes Erlebnis, das mit der Ankunft im sonnendurchfluteten Krakau einen eindrucksvollen Auftakt fand.

Nach der Landung und der Begrüßung durch die Gruppe der polnischen Schülerinnen und Schüler begab sich die Gruppe auf eine Erkundungstour der historischen Altstadt. Diese offenbarte ihre ganze Pracht: Die majestätische Architektur, die belebten Plätze und das imposante Wawel-Schloss vermittelten einen lebendigen Eindruck vergangener Epochen. Besonders die Marienkirche, deren Türme weit über die Stadt hinausragen, zog die Jugendlichen in ihren Bann.

           

Am Abend führte die Reise weiter nach Charsznica, wo in der gemütlichen Unterkunft ein reichhaltiges Abendessen serviert wurde. Einige ließen den Tag noch mit einem Sprung in den Pool und gemeinsamem Austausch ausklingen, während andere sich müde, aber glücklich ins Bett fallen ließen – voller Neugier auf das, was noch kommen würde.

Tag 2: Geschichte hautnah erleben – Auschwitz als Ort der Erinnerung 

Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der Erinnerungskultur. In einem vorbereitenden Workshop setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit ihren Erwartungen und Fragen zum bevorstehenden Besuch in Auschwitz auseinander.

Vor Ort wurden sie von der erdrückenden Stille und der eindringlichen Authentizität des ehemaligen Konzentrationslagers ergriffen Die Begehung der Gedenkstätte war eine tiefgreifende Erfahrung. Die erhaltenen Baracken, die stillen Wege, die persönlichen Gegenstände der Opfer – all dies sprach eine eindringliche Sprache, die sich tief in das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler einprägte. Die Jugendlichen lauschten den Erzählungen des Guides, lasen aufmerksam Zeitzeugenberichte und nahmen die Atmosphäre des Ortes mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Betroffenheit in sich auf.

     

Am Abend wurde das Erlebte im Austausch mit den polnischen Gastgeberinnen und Gastgebern reflektiert. Dabei wurde deutlich: Erinnerung ist nicht bloße Konfrontation mit der Vergangenheit, sondern ein Auftrag für die Zukunft.

Tag 3: Kulturelles Erbe, paläontologische Schätze und gemeinsames Lernen

Nach einem stärkenden Frühstück begab sich die Gruppe auf eine Reise in die Welt der Geschichte und Wissenschaft. Das Schloss Dubiecko beeindruckte mit seinen kunstvoll ausgestalteten Räumen sowie dem wunderschönen umgebenden Park und ließ die Jugendlichen in das Leben früherer Adelsgeschlechter eintauchen.

           

Ein weiteres Highlight bildete der Besuch eines privat geführten Fossilienmuseums, dessen umfangreiche Sammlung urzeitlicher Funde für Staunen sorgte. Die Möglichkeit, Millionen Jahre alte Versteinerungen aus nächster Nähe zu betrachten und mit dem Kurator Gespräche über die Exponate und seine Arbeit zu führen, begeisterte die Schülerinnen und Schüler.

     

Am Nachmittag stand eine erneute Auseinandersetzung mit der Geschichte im Fokus. In interkulturellen Workshops reflektierten deutsche und polnische Jugendliche gemeinsam den Besuch in Auschwitz und diskutierten darüber, welche Verantwortung aus der Vergangenheit für die Gegenwart erwächst. Die Gespräche waren von Ernsthaftigkeit und Tiefgang geprägt – und offenbarten eine eindrucksvolle Reife der Teilnehmenden.

            

Den Abend verbrachten die Jugendlichen in geselliger Runde, geprägt von Tanz, Sport und gemeinsamen Spielen – eine wunderbare Gelegenheit, Barrieren abzubauen und das wachsende Gemeinschaftsgefühl weiter zu stärken.

            

Tag 4: Einblick in das polnische Schulsystem und interkultureller Austausch

Mit großer Neugier betraten die Jugendlichen die Aleksander-Fredro-Schule in Nienadowa. Die herzliche Begrüßung durch die Schulleitung und die polnischen Schülerinnen und Schüler ließ schnell erkennen, wie groß das gegenseitige Interesse an einem echten Dialog war. Ein Schulrundgang ermöglichte den deutschen Schülerinnen und Schülern einen Einblick in den polnischen Schulalltag, wobei einiges vertraut anmutete, Unterschiede jedoch auch deutlich zu erkennen waren, was wiederum Anlass zum Austausch bot. Besondere Aufmerksamkeit wurde hier dem virtuellen Schießstand zuteil, der einerseits für Neugier sorgte, andererseits aber auch nachdenklich stimmte.

Ein besonderer Programmpunkt war ein sportlicher Wettstreit: In einem mitreißenden Volleyballspiel begegneten sich die deutschen und polnischen Jugendlichen mit vollem Einsatz. Doch trotz des Ehrgeizes standen nicht der Wettbewerb, sondern die Freude am Spiel und das verbindende Element des Sports im Vordergrund.

 

 

 

 

Nach einer anschließenden kurzen Erkundung der historischen Stadt Przemyśl klang der Tag mit einem Lagerfeuer unter freiem Himmel aus. Bei Musik, Tanz und angeregten Gesprächen wurde einmal mehr deutlich, dass kulturelle Unterschiede keine Barrieren, sondern vielmehr eine Bereicherung sind.

Tag 5: Kulinarische Erlebnisse und ein bewegender Abschied

Am letzten vollen Tag wartete ein besonderes Highlight auf die Gruppe: ein traditioneller Kochworkshop. Mit viel Begeisterung bereiteten die Jugendlichen gemeinsam polnische Spezialitäten zu – darunter frisch gebackenes Fladenbrot aus dem Steinofen und knusprige hausgemachte Chips. Die Freude am gemeinsamen Kochen förderte nicht nur das Verständnis für die kulinarische Kultur des Landes, sondern schuf auch eine heitere, ungezwungene Atmosphäre.

Während der abschließenden Reflexionsrunde wurde deutlich, wie tief diese Reise alle Beteiligten berührt hatte. Sie hatte nicht nur den Blick für eine fremde Kultur geschärft, sondern auch wertvolle Erkenntnisse über die eigene Identität und Geschichte vermittelt. Neue Freundschaften waren entstanden, Erinnerungen wurden geschaffen und das Bewusstsein für die Bedeutung historischer Verantwortung war gewachsen.

Tag 6: Heimkehr mit reichem Erfahrungsschatz

Am frühen Morgen begann die Heimreise. Während einige erschöpft die Augen schlossen, vertieften sich andere noch einmal in angeregte Gespräche über die vergangenen Tage.

Als der Zug schließlich wieder in Saarbrücken einfuhr, war die Erschöpfung des langen Weges spürbar – doch ebenso die Erkenntnis, dass diese Erfahrung für immer Teil ihrer persönlichen und schulischen Entwicklung bleiben würde. Dieser Austausch war mehr als eine Reise – er war eine Bereicherung, ein Perspektivwechsel. Er hat Spuren hinterlassen, den persönlichen Horizont erweitert und wird für alle Beteiligten mit Sicherheit ein nachhaltiges Erlebnis bleiben.

 Dziękujemy – Danke für eine unvergessliche Woche!

📸 & 📄: T. Mai