Besonders Ausbildungsberufe wie den der Friseur:innen trafen die Einschränkungen der Coronapandemie besonders hart. Körpernahe Dienstleistungen waren für lange Zeit untersagt und so war es den Lehrkräften und Schulklassen nicht möglich, die Unterrichtsinhalte, wie üblich, praxisnah umzusetzen.

Schwierige Zeiten fordern kreative Lösungen. Frau Cornelia Louis-Paulus, Praxislehrerin am BBZ St. Ingbert, schuf genau diese Lösungen. Über fünf verschiedene Projekte sorgte sie dafür, dass die Schüler:innen trotz Pandemie bestmöglich auf die Prüfungen und ihren späteren Berufsalltag vorbereitet wurden.

Da beispielsweise die Maniküre untersagt war, gestaltete Frau Louis-Paulus zusammen mit den angehenden Friseur:innen einen Styroporkopf, der in Decoupage-Technik mit Schnipseln aus Friseurfachzeitschriften beklebt wurde. Nach den theoretischen Inhalten zur Nail Art, die die Azubis mit Frau Unbehaun erworben haben, machten sie sich nun daran, die verschiedenen Techniken auf Kunstnägel anzuwenden. Die besten Ergebnisse wurden in den Styroporkopf als „Haare“ gesteckt und ergeben insgesamt ein eindrucksvolles eigenes Kunstwerk.

Diese kreative Umsetzung wurde in den renommierten Fachzeitschriften Friseur Praxis und Top Hairveröffentlicht.

In einem zweiten Projekt gestalteten die Azubis die Haare eines Übungskopfes nach einer von ihnen aus einer Fachzeitschrift ausgesuchten Vorlage um. Bei dieser Übung ging es darum, Strähnentechnik nach Vorlage zu üben. Auch hier wurde das beste Ergebnis in der Top Hair veröffentlicht.

Ein weiteres Projekt nennt Frau Louis-Paulus „Azubis für Azubis“. Jedes Jahr überlegt sich die engagierte Praxis-Lehrerin, welches Anschauungsmaterial zukünftigen Schüler:innen im Lernprozess weiterhelfen könnte. Dieses Jahr wurden Trainingsköpfen nach dem Haarschneidesystem von pivot|point die vier Grundhaarschnitte „verpasst“ und entsprechend der Vorlage nach pivot|point eingefärbt.

Beim Projekt „Langhaartechniken“ überzeugte v. a. die Leistung einer Schülerin, die den Schriftzug BBZ ins Haar einflocht und blau einfärbte.

In einem letzten, ganzheitlichen Projekt setzten sich die Azubis mit ihrer Lehrerin Frau Unbehaun zunächst sehr ausführlich mit kulturellem Körper- und Haarschmuck auseinander. Dafür erstellten sie u. a. PowerPoint Präsentationen und Plakate. Frau Louis-Paulus sorgte im Anschluss wieder für die kreative Umsetzung. Die angehenden Friseur:innen gestalteten sogenannte Sugar Skulls, das sind Totenschädel im Stil des mexikanischen Totenkults. Ganzheitlich ist dieses Projekt deshalb, weil hier sowohl Haare gefärbt, geschnitten und geföhnt wurden, das Make-Up entsprechend der kulturellen Vorgabe gestaltet und der Kopfschmuck selbst gebastelt werden musste. Dabei konnten die Azubis ihr ganzes kreatives Potenzial entfalten und die an der Schule ausgestellten Ergebnisse sorgen bei den Schüler:innen des BBZ St. Ingbert für Aufsehen.

Was zunächst als Kompensation für die coronabedingten Einschränkungen gedacht war, bewertete Louis-Paulus am Ende des Schuljahres als „ein überdurchschnittlich produktives und kreatives Jahr“. Schon Max Frisch definierte die Krise einst so: „Eine Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ Und genau das ist Frau Louis-Paulus und ihren Azubis gelungen.