Lyrik, an einer beruflichen Schule, geht denn das? Ja, das geht, und sogar gut, wenn sich der Lyriker auf seine Zielgruppe so gekonnt einstellen kann, wie es José Oliver am BBZ in St. Ingbert getan hat. Hier trug er verschiedene Gedichte vor, die deutlich machten, warum er zu den bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikern der Gegenwart gezählt wird. Doch genau so fesselnd wie seine Gedichte waren auch die Einblicke in sein Leben und seine Arbeit, die er den Schülern gewährte. So hat er mehrere Jahre in Perus Hauptstadt Lima mit Straßenkindern zusammen gearbeitet, aber auch ein halbes Jahr in Istanbul als Dichter gelebt und gearbeitet. Von den Kindern in Peru habe er gelernt, dass er “seinen Beruf jeden Tag neu erfinden” müssen. Interessant waren auch die Hinweise auf die Entstehung von Gedichten. Die würden dem Dichter nur selten spontan einfallen, bei ihm enstehe das Gedicht in einem langen Prozess, von der Anmutung bis zur letzten Formulierung. Immer wieder höre seine Gedichte,” bis sie richtig klingen”, erst dann gebe er sie frei. Hilfreich auch seine drei Tipps zum Schreiben: Nur mit klarem Kopf, einfach anfangen, und bei Bedarf den Anfang am Ende neu schreiben, und nicht sofort alles schreiben, was man schreiben kann, sondern noch einen Rest aufheben für später.
Witzig sein Umgang mit W:Orten, wobei durch verfremdende Schreib:Weisen neue Assoziationen ent:stehen.
Ermöglicht wurde die Veranstaltung durch die Unterstützung der Friedrich Boedecker Stiftung Saarland e.V., der an dieser Stelle herzlich gedankt sei.

Wer jetzt Lust, Gedicht von José Oliver zu lesen findet Beispiele unter:

web.letras.up.pt/alemao3/oliver.htm

Joachim Frenzel-Paal (16.3.2017)